Als ich vor einiger Zeit auf der Suche nach einem modernen RC-System war bin ich auf das M-Link® System von Multiplex gestoßen. Multiplex konnte als erster großer Hersteller ein komplettes System aus Sendern und Empfängern mit Telemetriefähigkeiten sowie eine umfangreiche Sensorik anbieten. Als bekannteste Alternative gab es noch das Jeti-System. Auch hier war Telemetrie möglich - allerdings musste man hierzu ein Jeti-Modul in einen RC-Sender einbauen. Eine komplette Lösung aus einer Hand war dabei nicht verfügbar.
Besonders "nett" fand ich es, dass Multiplex alle Informationen zum Anschluss von Sensoren offenlegt. Damit ist die Tür für Fremdhersteller offen um eigene Sensorik an das System anzukoppeln. Diese Möglichkeit wurde auch sehr schnell genutzt - beispielsweise von der Firma SM-Modellbau die ihren bekannten Datenlogger mit einer Schnittstelle zum M-Link® Sensorbus ausstattete. Damit stand sehr bald ein kompakter Multisensor zur Verfügung mit dem man z.B. Höhe, Temperaturen, Drehzahlen, Spannung und Strom in einem kompakten Gehäuse protokollieren und die wichtigsten Werte per Telemetrie übertragen konnte. Und das zu einem erstaunlich geringen Preis.
Die Verfügbarkeit des Unilog hat mich damals endgültig überzeugt nachdem Multiplex zu diesem Zeitpunkt gerade mit der Auslieferung des telemetriefähigen Senders Cockpit SX begann. Ich habe mir also diesen Sender gekauft und bin nach wie vor sehr zufrieden damit.
Womit wir schon mal bei den Vorteilen währen:
Zuverlässigkeit
Was kann man hierzu sagen? M-Link® funktioniert halt einfach. Ich hatte noch nie auch nur ansatzweise Probleme mit der Funkstrecke. Keine einzige Störung. Keine Funkaussetzer. Auch der Fehlerzähler in meinen Empfängern hat noch nie auch nur einen einzigen Fehler angezeigt. Das ist zunächst mal die wichtigste Eigenschaft eines RC-Systems. Störungen können schließlich das Modell kosten.
Produktpalette
Multiplex bietet eine relativ breite Produktpalette an. Sowohl bei den Sendern als auch bei Empfängern und Sensorik. Man findet fast alles was man braucht. Der Rest wird von Fremdherstellern abgedeckt. Besonders gelungen ist - spätestens seit der Spielwarenmesse in Nürnberg 2012 - die Palette an Empfängern. Vom Microempfänger bis zum großen Profiempfänger ist alles dabei. Teilweise mit doppelt ausgelegtem Empfangsteil und zwei Antennen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit mehrere Empfänger zu koppeln um eine noch höhere Zuverlässigkeit zu erreichen. Das passt einfach.
Stromverbrauch
Offenbar braucht das HF-Teil zumindest in der Cockpit SX sehr wenig Strom. Die Betriebszeit mit dem mitgelieferten Senderakku reicht norrmalerweise für mehrere Flugtage. Selbst beim Segelflug wo Flugzeiten von mehreren Stunden ja nicht außergewöhnlich sind.
Kompatibilität
Hier hat Multiplex sich sehr viel Mühe gegeben damit die Besitzer älterer 35 Mhz-Sender auch in den Genuß der Vorteile von M-Link® kommen. Man kann selbst uralte Sender (und auch Sender von Fremdherstellern) auf M-Link® umrüsten. Im Fall der RoyalPro-Sender sogar inklusive Darstellung der Temeletriedaten auf dem internen Senderdisplay.
Ergonomie
Offenbar macht Multiplex sich recht viele Gedanken über die Ergonomie der Sender. Die Cockpit SX gefällt mir da zum Beispiel ausnehmen gut. Insbesondere die beiden Proportionalgeber links und rechts oben sind einfach gelungen. Sie lassen sich wahlweise mit Daumen oder Zeigefinger bedienen. Egal ob als Handsender oder im Senderpult - die Geber sind immer gut zugreifbar. Das finde ich in dieser Ausführung einfach genial.
Im Laufe der Zeit habe (nicht nur) ich aber auch einige Schwächen an der M-Link® Telemetrie erkannt:
Auflösung
Insbesondere bei der Übertragung von Drehzahlen ist es - zumindest beim RC-Hubschrauber - sehr ärgerlich, dass die Drehzahlen nur mit einer Auflösung von 100 rpm übertragen wurden. Man sieht im Display also nur 2200 rpm oder 2300 rpm - Zwischenwerte gibt es keine. Mittlerweile hat Multiplex hier nachgebessert und eine Auflösung von 10 rpm im Sensorprotokoll nachgeliefert. Das wird aber leider noch nicht von allen Sensoren unterstützt.
Auch bei der Spannungsmessung wäre manchmal eine etwas höhere Auflösung wünschenswert. Bei Ladegeräten ist es zum Beispiel Standard, dass die Zellenspannung eines Lipos auf 1/100tel Volt genau gemessen wird. M-Link® bietet hier nur 1/10tel Volt. In der Regel kann man aber mit dieser Auflösung leben.
Benennung
Es gibt aktuell keine Möglichkeit die Sensoren zu benennen. Hat man beispielsweise mehrere Spannungs- oder Temperatursensoren im Modell, so muss man sich selbst merken welcher Sensor mit welcher Adresse sendet. Sehr viel praktischer wäre es natürlich, wenn man aussagekräftige Bezeichnungen hätte. Der auf der Nürnberger Spielwarenmesse angekündigte neue Profi Pultsender von Multiplex scheint sowas immerhin zu bieten. Das mittlerweile lieferbare externe Telemetrie-Display für ältere Sender leider nicht.
Akustische Meldungen der Sensorik
Hier lauert in meinen Augen die größte Schwäche der aktuellen Implementierung von M-Link®. Alarme werden derzeit von den Sendern nur einmalig akustisch über eine kurze Tonfolge gemeldet. Das ist schlicht nicht praxisgerecht. Zu leicht überhört man den Alarm und riskiert in der Folge zum Beispiel durch nachlassende Akkuleistung das Modell. Es gibt auch keine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen unterschiedlich wichtigen Alarmen. Immerhin wird es bald eine externe Sprachausgabe als Zusatzgerät geben. Besser wäre aber eine Integration in die Sender und im Fall wichtiger Alarme eine akustische Warnung die vom Benutzer z.B. durch einen Schalter abgeschaltete werden muss. Erst damit wäre sichergestellt, dass die Alarme den Modellpiloten auch erreichen.
Leider bekommt ein Sensor auch nicht mit wenn ein Alarm am Boden angekommen ist. Hier obliegt es den Sensorentwicklern Alarme die ggf. nur kurz auftreten auf einen längeren Zeitraum zu strecken um wenigstens einigermaßen sicher zu sein dass der Alarm den Piloten auch wirklich erreicht.
Erkennung eines unterbrochenen Downlinks
Aktuell scheint der Sender nicht erkennen zu können ob die Übertragung der Telemetriedaten ausgefallen ist - also ob der Downlink funktioniert oder nicht. Meine Cockpit SX zeigt in diesem Fall zum Beispiel munter die letzten empfangenen Telemetriewerte an. Es gibt keinerlei Warnung wenn der Downlink ausfällt. Das bedeutet aber das dem Piloten eine trügerische Sicherheit vorgespiegelt wird. Mit einem Blick auf das Display glaubt man zum Beispiel die aktuelle Akkuspannung zu kennen und beruhigt weiterfliegen zu können. Dabei ist der Wert ggf. völlig veraltet und das Modell ist längst in Gefahr.
Mit dem externen Telemetrie-Display gibt es neuerdings immerhin eine Anzeige des ausgefallenen Downlinks. Die Werte werden dann durchgestrichen.
Lösungen
Für die meisten der angesprochenen Nachteile lassen sich mehr oder weniger leicht Lösungen finden. So gibt es mittlerweile eine Kopplung des HF-Moduls im Sender mit einer Sprachausgabe von mindestens zwei Herstellern. Damit ist zumindest die Nicht-Unterscheidbarkeit der Alarme gemildert und das Ganze passiert direkt im Sender ohne unhandliche Zusatzgeräte. Eine Wiederholung der Alarme lässt sich direkt in die Sensoren integrieren - hier wären die Hersteller der Sensorik gefragt. Man kann aber auch ein kleines Modul basteln mit dem man am MSB® mithört und die Alarme dann "aufbereitet" auf einer anderen Adresse wiederholt. Schaltet man dabei den Alarm z.B. im Takt von 1 oder 2 Sekunden ein und aus, piepst der Sender entsprechend dauerhaft. Schließt man diesen Pseudo-Sensor dann noch an einen Empfängerkanal an, könnte man ihm auch eine Quittung übermitteln um den Alarm abzuschalten.
Solch ein Modul ist mit dem Arduino recht einfach zu entwickeln. Im Rahmen dieses Blogs werde ich zeigen wie das funktionieren kann. Damit kann man dann auch die Sensoren jenseits der Sensoradresse 7 im Alarmfall auf eine Adresse 0-7 umleiten so dass auch die Cokpit SX diese Alarme darstellen kann.
M-Link® und MSB® sind eingetragene Warenzeichen der Multiplex Modellsport GmbH & Co KG
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