Dienstag, 13. März 2012

Die Königsklasse Heli?

Seit Dieter Schlüter 1969 den ersten voll steuerbaren Modellhelikopter gebaut und geflogen hat hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein ferngesteuerter Hubschrauber extrem schwierig zu steuern sei. Deshalb gilt der Modellhubschrauber immer noch als Königsklasse des Modellflugs.
Aber ist das heute wirklich noch so? Teilweise. Die technische Entwicklung hat auch vor dem Modellheli nicht Halt gemacht. Im Gegenteil. Mittlerweile haben wir eine ganze Menge an Möglichkeiten mit denen der Einstieg in den Heliflug einfacher geworden ist.
Es gibt zum Beispiel etliche Modellflug-Simulatoren mit denen man auf einem einigermaßen aktuellen PC die grundlegende Steuerung erlernen kann ohne dabei echtes Material zu zerstören. Auch die mittlerweile an jeder Ecke erhältlichen Koax-Helicopter sind sehr einfach zu fliegen, weil sie - im Gegensatz zu "richtigen" Modellhelikoptern - völlig eigenstabil in der Luft liegen. Sie richten sich selbstständig gerade aus sobald der Pilot die Steuerknüppel los lässt. Etwas anspruchsvoller geht es dann mit den einfachen Single-Rotor-Modellen zur Sache. Hier wird seit einiger Zeit auf eine diagonal angebrachte Paddelstange gebaut. Auch solche Helis sind relativ eigenstabil - können aber schon deutlich flotter bewegt werden als die Koaxe.
Wenn man dann den Schritt zum "richtigen" Modellheli macht, gibt es auch hier einige Hilfen. So sind mittlerweile elektronische Systeme verfügbar die das Modell aus jeder Lage selbstständig wieder horizontal drehen und stabilisieren. Man muss nur rechtzeitig den richtigen Schalter an der Fernsteuerung finden.
Aber auch ohne solche Systeme ist keineswegs alles was mit der Steuerung von Modellhelikoptern zu tun hat schwieriger als der Umgang mit Flächenmodellen. Besonders Start und Landung empfinde ich als sehr einfach, weil das Modell dabei fast bewegungslos in der Luft steht und man sich nicht um einen passenden Anflugwinkel oder ein sinnvolles Timing kümmern muss. Einfach kurz schweben, sanft absetzen und der Heli steht 2 m vor dem Piloten sicher am Boden.

Hilfreich ist es auch, dass man einen Heli auf sehr kleinem Raum fliegen kann. Besonders beim Schwebeflug. Durch die geringe Entfernung zum Piloten wird die Lageerkennung natürlich viel einfacher.
Trotz Allem ist es nicht ganz einfach einen Modellheli einigermaßen sicher zu beherrschen. Für den Einstieg würde ich daher zu einem RC-Simulator raten. Eine günstige Lösung ist dabei Heli-X. Diese Software kann man in einer älteren Version völlig kostenlos nutzen. Die aktuelle Version hat ohne Registrierung einige Einschränkungen - bietet aber einen guten Überblick über die Funktionen. Dazu braucht man dann noch eine Fernsteuerung mit USB-Adapter die als Game-Controller am Computer betrieben werden kann. Wenn man mit dieser Kombination auch bei etwas simuliertem Wind einen Heli sicher schweben kann, kann man sich den Koax-Heli für den Einstieg sparen. Stattdessen empfehle ich einen Microheli mit unter 50 Gramm Gewicht. Bei einem solchen Modell sind die Anschaffungskosten relativ gering (für Heli-Verhältnisse). Aktuelle Modelle wären zum Beispiel der Blade Msrx oder der Blade MCPx - beide von Horizon Hobby. Am Besten schafft man sich davon eine Bind-and-Fly-Version an und kauft sich gleich einen brauchbaren Sender (z.B. die DX6i) dazu. Mit diesem Sender hat man bereits alle wichtigen Einstellmöglichkeiten auch für den späteren Umstieg auf ein größeres Modell.
Den kleinen Heli sollte man nun eine Zeit lang fliegen bis man das Gefühl hat das Modell wirklich kontrollieren zu können - insbesondere im Schwebeflug. Anschließend ist man reif für einen größeren Heli. Dieser sollte nun sehr einfach zu kontrollieren sein, weil er im Vergleich zum Microheli deutlich langsamer - ansonsten aber ziemlich identisch - reagiert.
Alternativ kann man natürlich auch gleich mit einem größeren Modell einsteigen. Dann sollte man aber Anschluss an erfahrene Modellflieger suchen die am Anfang die Einstellungen prüfen und das Modell ggf. auch kurz einfliegen können.
"Größerer Heli" bedeutet für die meisten RC-Piloten ein Modell der 450er-Klasse oder größer. Wobei ich zu einem 500er-Modell raten würde. Mit etwa einem Meter Rotorkreis und knapp 2 kg Abfluggewicht fliegt ein solcher 500er auch bei etwas Wind schon sehr stabil. Dabei bleiben die Ersatzteilkosten noch im Rahmen und sind kaum höher als bei einem 450er. Auch die Kosten für die Akkus und Ladetechnik bleiben noch bezahlbar.

Mittwoch, 7. März 2012

Modellflug und ich 2

Mein Neueinstieg in den Modellbau begann damit, dass ich einen "Fachhändler" in Duisburg aufsuchte. Das Wort Fachhändler muss ich in diesem Zusammenhang in Anführungszeichen setzen, weil die Beratung in diesem Laden alles andere als sinnvoll war.

Man empfahl mir dort ein Modell von robbe: Den Bandit. Zugegegen. Das Modell war äußerst preisgünstig. Ein kleiner Elektrosegler mit 1,2 m Spannweite - komplett mit RC-Anlage. Leider ist das Modell für Einsteiger kaum geeignet. Auch wenn ich gewisse Erfahrungen von früher mitbrachte: Der Bandit ist einfach zu schnell unterwegs. Zudem ist die Reichweite des Senders sehr begrenzt. Das passt nicht zusammen... Durch die hohe Geschwindigkeit des Modells braucht man relativ viel Platz und kommt dabei sehr schnell an die Reichweitengrenze - das Modell wird unkontrollierbar.

Trotzdem habe ich einige Flüge mit dem Bandit absolviert. Der einzige Vorteil den das Modell für mich hatte: Es hat mir gezeigt, dass mir der Modellflug immer noch Spaß macht und ich hatte Lust auf mehr.

Erster Heliflug
Über das Internet habe ich festgestellt, dass es mittlerweile elektrisch betriebene Helikopter mit Doppelrotoren gab. Die hatten den Ruf sehr eigenstabil zu fliegen. Da mir ja ohnehin noch die Helifliegerei im Kopf herumschwirrte habe ich mir eine E-Sky Lama V4 gekauft. In der Wohnung hatte ich damit auch sehr schnell einige Erfolgserlebnisse. Das Modell fliegt quasi von alleine. Gas rein - der Heli hebt ab und schwebt stabil im Raum. Toll. Sogar in alle Richtungen steuern und drehen konnte ich das Teil ohne größere Probleme (OK. Das Landegestell hat nicht sooo lange gehalten...). Mit der Übung wurde das Zimmer dann bald zu klein. Also bin ich mit dem Heli nach draußen gegangen. Das hat dann nicht so gut funktioniert. Bereits beim leichtesten Wind ist so ein kleiner Koax-Heli praktisch nicht mehr zu kontrollieren. Der Spaß hält sich da arg in Grenzen.

Wieder zurück zum Flächenflug

Das nächste Modell sollte nun "vernünftig" sein. Meine Wahl fiel auf den Hype Fox. Wieder ein Elektrosegler. Diesmal mit 1,8 m Spannweite. Dazu habe ich mir eine Graupner MX-12 mit 35 MHz gebraucht übers Internet gekauft. Dieses Modell war nun absolut klasse. Komplett aus der Schachtel heraus - nur zusammenschrauben - Akku rein - fliegen. Und wie. Die Fox ist zwar auch relativ schnell unterwegs und ist nur wenig eigenstabil, aber mit der (geringen) Resterfahrung aus meiner Jugendzeit ist es mir dann schnell gelungen das Modell erfolgreich zu fliegen. Sogar längere Thermikflüge gingen damit. Flugzeiten in der Gegend von 30-60 Minuten pro Akkuladung waren meist ohne Probleme zu erreichen.
Mehr Helis

Parallel dazu wollte ich aber unbedingt weiter in Richtung Heli gehen. Dazu habe ich mir einen gebrauchten Belt CP bei eBay ersteigert. Angeblich in gutem Zustand. Leider war von dem guten Zustand wenig zu erkennen. Die Wellen waren krumm. Die Servos liefen nicht richtig und hatten teilweise defekte Getriebe. Die Kunststoffteile sahen auch nicht mehr gut aus. Und die Holz-Rotorblätter splitterten bereits auseinander. Ich habe den Heli nie versucht zum fliegen zu bringen. Die schnell rotierenden Teile an einem Modellhelikopter sind einfach zu gefährlich um mit unzuverlässigem Material zu fliegen.

Stattdessen bin ich auf Hobbyking aufmerksam geworden. Ein Online-Shop in Hong Kong - offenbar gegründet und geleitet von einem Amerikaner - der sich auf Modellbauartikel spezialisiert hat und besonders durch teilweise extrem günstige Preise auffällt. Dort habe ich dann begonnen mir Komponenten für einen 450er Heli (Rotorkreis ca. 70 cm) zu bestellen und einen entsprechenden Heli aufzubauen. Durchaus auch mit Erfolg. Wenn auch die - sehr, sehr kurzen - Flugversuche nicht wirklich erfolgreich waren. Immerhin habe ich dabei viel über die Mechanik und die Einstellarbeiten an einem Heli gelernt.
Mehr Modelle
Nun kamen in kurzer Folge noch einige Flächenmodelle in den Hangar. Meist Holzmodelle die ich aus Bausätzen aufgebaut habe (man braucht ja auch Beschäftigung, wenn das Wetter zum fliegen nicht geeignet ist). Und das erste Micromodell kam dazu: Ein Kyosho Fly Baby. Irre, was mittlerweile technisch möglich ist. Ein voll steuerbares, kleines E-Motormodell im Microformat. Und bei Windstille fliegt das Modell auch noch sehr gut.
Der Heli-Durchbruch
Nachdem ich mit dem Fly Baby so viel Spaß hatte, habe ich irgendwann gelesen, dass es auch im Heli-Bereich solche Micromodelle gibt. Besonders aufgefallen ist mir dabei der Blade MCP x. Ein Micro-Heli mit Flybarless-System - also ohne Paddelstange. Ich habe viel über den Kleinen gelesen und bei einem Besuch in einem örtlichen Modellbaugeschäft standen dann zwei Kartons mit diesem Heli auf der Ladentheke. Ein Mitarbeiter des Ladens hat eines der Modelle dann auch gleich ausprobiert. Ich war beeindruckt. Und einige Minuten später fand sich der kleine Heli inklusive einem passenden Sender in meinem Auto.
Die ersten Flugversuche mit dem Blade waren gar nicht so schlecht. Durch die Flybarless-Elekronik ist das Modell recht unanfällig für Wind und lässt sich bei erstaunlichen Windstärken noch fliegen. Da ich zwischendurch viel mit einem RC-Simulator am PC trainiert hatte, konnte ich den MCP x nach wenigen Flügen einigermaßen kontrolliert steuern. Das Besondere an dem Microheli: Durch das sehr geringe Gewicht gibt es bei Abstürzen nur selten einen ernsthaften Schaden. Das lernt man sehr schnell - und fliegt fortan ohne wackelige Knie und mit deutlich reduziertem Adrenalinspiegel. Das wiederum ist dem schnellen Lernerfolg sehr förderlich.
Innerhalb weniger Wochen hatte der Kleine dann einige Flugstunden auf dem Buckel und ich konnte ihn mittlerweile ohne Probleme schweben und im flotten Rundflug bewegen. Sogar etwas Kunstflug ging. Turns sowieso. Aber auch Loopings (oder so etwas ähnliches) habe ich mit dem Teil schon geschafft.
Kurzum: Dieses Modell war eine mehr als lohnende Investition. Der MCP x hat mich endgültig und vollständig mit dem Helivirus infiziert und mit dem Modell habe ich die fliegerischen Grundlagen gelernt.
Auf Grund der geringen Größe ist der Microheli extrem agil. Man muss viel schneller reagieren als bei größeren Helis. Auch das empfinde ich als Vorteil. Wenn man den Blade MCP x beherrscht, dann sollte man auch in der Lage sein größere Helis zu steuern.
Der nächste Schritt war dann wieder der 450er Heli. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.