Freitag, 1. Juni 2012

Modellflug und ich 3

Nachdem der Blade MCPx ein voller Erfolg war wollte ich natürlich auch größere Helis fliegen. Mittlerweile hatten sich etliche Teile für Helis der 450er Klasse angesammelt. Ein gebrauchter (und ziemlich verschlissener Belt CP), diverse 450er Bausätze aus Hong Kong, Regler, Motoren, Servos - so ziemlich alles halt was man braucht.
Nach den positiven Erfahrungen mit dem MCPx war klar: Der 450er soll Flybarless werden. Also habe ich mir ein BeastX gekauft. Darüber liest man viel Gutes in den einschlägigen Foren. Dazu kam ein RJX Flybarless Rotorkopf und nach einigen Stunden stand der 450er flybarless vor mir. Sieht schon toll aus so ganz ohne Paddelstange...

Nach einem längeren Studium der Anleitung zum BeastX habe ich das System dann auch nach bestem Wissen und Gewissen einstellen können. Mit hohen Erwartungen ging es zum Erstflug nach draußen. Ich habe dann den Motor hochlaufen lassen, doch bevor ich abheben konnte kippte der Heli zur Seite. Ich hatte keine Chance gegenzusteuern.
Ziemlich frustriert ging es wieder in den Bastelkeller. Nochmal alles gecheckt. Alle verbogenen Wellen ausgetauscht. Neue Rotorblätter montiert. Nächster Versuch: Wieder kippt der Heli. Wieder sind die Rotorblätter kaputt. Wieder die Hauptrotorwelle krumm. Blattlagerwelle auch. Zwei Servogetriebe haben es auch nicht überlebt. Mist!
Wieder im Keller (nachdem ich die nötigen Ersatzteile bestellt und eingebaut hatte) habe ich den Heli dann mal ohne Rotorblätter getestet. Bei einer bestimmten Drehzahl kippt das BeastX die Taumelscheibe einfach nach rechts. Fast immer.
Viel Forenstudium hat mir dann gezeigt, dass ich nicht der einzige mit diesem Problem bin. Ursache: Vibrationen.
Also habe ich mich auf die Suche nach Vibrationen gemacht und recht schnell das Heck als Ursache identifiziert. Genauer: Die Heckabtriebswelle hinter dem Hauptzahnrad. Also flugs eine neue Welle bestellt und eingebaut. Super! Die Vibrationen sind viel geringer. Mechanik ohne Blätter hochlaufen lassen. Frust: Die Taumelscheibe kippt immer noch.
OK. Ein klein wenig Vibrationen gibt es immer noch. Also ein komplett neues Heck bestellt und eingebaut. Voll Alu. Das Ergebnis: Keinerlei sichtbare Vibrationen mehr. Auch mit montierten Heckrotorblättern. Wenn man das Heckrohr festhält spürt man ganz leichte Vibrationen - aber völlig vibrationsfrei geht halt nicht. Meiner Meinung nach lief die Mechanik aber extrem rund. Trotzdem kippte die Taumelscheibe wieder nach rechts.
Offenbar liegen die leichten Vibrationen genau in einem Frequenzbereich der das BeastX aus dem Tritt bringt (Softwareversion 3.08). So ein Mist. Nach wochenlangen Experimenten habe ich das BeastX dann wieder verkauft. Und ich beabsichtige auch nicht in naher Zukunft wieder einen Flybarless-Heli zu bauen.
Das Problem dabei: Vibrationen können immer auftreten. Auch unerwartet, wenn sich z.B. ein Lagerschaden andeutet. Auch mitten im Flug kann sowas leicht passieren. Unterschiedliche Umgebungsbedingungen, Zahnriemenspannungen, Drehzahlen - all das kann dazu führen, dass sich die Frequenzbereiche der Vibrationen verändern. Mit einem Flybarless-System (zumindest mit dem BeastX) besteht immer das Risiko dass sich die Vibrationen in eine Bereich verschieben der die Elektronik zum spinnen bringt. Es finden sich im Netz etliche Berichte, dass sowas auch mitten im Flug nach dutzenden oder sogar hunderten erfolgreichen Flügen plötzlich passieren kann. Vermutlich passiert das sogar noch häufiger, da man vom Boden aus nicht ohne Weiteres entscheiden kann ob ein elektronischer oder mechanischer Defekt ein Servo auf Endausschlag laufen lässt oder ob die Flybarless-Elektronik falsche Befehle gibt. Dieses Risiko ist mir einfach zu hoch. Insbesondere bei größeren Helis möchte ich nicht auf eine solche mögliche "Zeitbombe" setzen. Es gibt genug Fehlerquellen die einen Heli zum Absturz bringen können. Auf eine weitere in Form empfindlicher Elektronik kann ich gut verzichten.
Und der 450er?
Der flog zwischenzeitlich wieder. Ich habe den Heli zurückgebaut auf einen normalen Paddelkopf. Sorgfältig eingestellt fliegt der kleine Heli wunderbar. Natürlich ist das Flugverhalten bei Wind nicht so stabil wie mit einem Flybarless Heli. Und ich habe aktuell auch einige Vibrationen im System. Und - weil ich einen Billig-China-Rotorkopf verwende - ein wenig Spiel im Rotorkopf. Trotzdem ist der Heli gut beherrschbar. So gut, dass ich mich nach 3 Flügen an weiträumigen und schnellen Rundflug gewagt habe. Mit dem Ergebnis das ich in ca. 150 m Entfernung die Fluglage falsch eingeschätzt habe und der Heli im 45°-Winkel aus ca. 20 m Höhe ungebremst in den Acker eingeschlagen ist. OK. Das gehört beim Helifliegen dazu und mittlerweile ist der 450er auch wieder repariert.

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